1. Zur Navigation
  2. Zum Inhalt
Italienischer Blinden- und Sehbehindertenverband ETS VFG Landesgruppe Südtirol

SEHBEHINDERUNGEN UND BLINDHEIT - EINIGE INFORMATIONEN ZUM THEMA



Zirka 80% der Wahrnehmungen erfolgen beim Menschen über das Sehen. Bei blinden oder sehbehinderten Menschen fallen diese visuellen Eindrücke ganz bzw. teilweise aus.
Personen ohne Sehrest müssen versuchen dieses Manko über die restlichen Sinne auszugleichen: Gehör, Tastsinn, Geruchsinn und Geschmacksinn.

Für den Betroffenen entstehen im täglichen Leben vielfältige Schwierigkeiten wie z.B.:
  • eingeschränkte Mobilität und Spontaneität (viele Wege, vor allem in unbekannten Gegenden können nur mit Hilfe einer Begleitperson bewältigt werden; viele Tätigkeiten müssen im vorhinein organisiert werden);
  • eingeschränkter Zugang zu Informationen (Zeitungen, Briefe, Kontoauszüge, Anzeigetafeln und Schilder, nicht barrierefreie Internetseiten);
  • Schwierigkeiten wegen der zunehmenden Digitalisierung (Fahrkartenautomaten, Selbstbedienung bei der Obst- und Gemüseabteilung im Supermarkt, elektronische Geräte mit Sensortasten).

Ein Großteil der Sehgeschädigten verfügt über einen Sehrest. Sie werden als Sehbehindert definiert. Das Problem der Sehbehinderung ist in der Gesellschaft weitgehend unerkannt: für die meisten gibt es ausschließlich normal sehende Personen oder Blinde - wer schlecht sieht soll eine Brille aufsetzen! Tatsache ist jedoch, dass bei vielen Augenerkrankungen die Brille keine Hilfe ist.
Während man sich blind sein irgendwie vorstellen kann, ist Sehbehinderung für Außenstehende verwirrend, da jeder Sehbehinderte anders sieht. Die oben genannten Schwierigkeiten sind für Sehbehinderte oft weniger schwerwiegend; das Unverständnis der Mitmenschen hingegen ist für viele sehr belastend.

Während Blindheit irgendwie als vollständige Dunkelheit vorstellbar ist, ist Sehbehinderung sehr schwer zu beschreiben.Je nach Augenkrankheit sind die Auswirkungen und die damit verbundenen Schwierigkeiten sehr unterschiedlich, häufige Sehprobleme sind z.B. verminderte Sehschärfe, eingeschränktes Gesichtsfeld, Lichtempfindlichkeit, Nachtblindheit, Farbenblindheit. Häufig treten mehrere dieser Schwierigkeiten gleichzeitig auf.

SIMULATION EINIGER SEHBEHINDERUNGEN

Nachfolgend die Simulation einiger Seheinschränkungen, dargestellt wird die Wahrnehmung mit der jeweiligen Augenerkrankung

Wahrnehmung ohne Augenerkrankung
Wahrnehmung ohne Augenerkrankung
Diabetische Retinopathie
Diabetische Retinopathie
Grauer Star - Katarakt
Grauer Star - Katarakt
Grüner Star - Glaukom
Grüner Star - Glaukom
Makuladegeneration
Makuladegeneration
Retinitis pigmentosa (RP)
Retinitis pigmentosa (RP)

Einige Tipps wie Sehgeschädigte unterstützt werden können Schwierigkeiten zu überwinden



Vorauszuschicken ist, dass es nicht "den Blinden" oder "den Sehbehinderten" gibt. Es gibt aber eben Menschen, die nichts oder nicht alles sehen. Jeder Mensch entwickelt, beeinflusst von seinem Charakter, seinen Erfahrungen, von seinem Umfeld usw., eine ganz eigene Persönlichkeit. Dementsprechend hat jeder blinde oder sehgeschädigte Mensch seine persönlichen Eigenschaften, Interessen und Bedürfnisse. Es gibt also keine Regeln, wie einem sehgeschädigten Menschen begegnet werden soll. Das Um und Auf ist die Kommunikation. Nichts desto trotz möchten wir hier einige grundsätzliche Überlegungen anführen, welche bei Kontakten mit Sehgeschädigten Beachtung finden sollen.

Wenn Sie Ihre Hilfe anbieten, ist Kommunikation das Um und das Auf
Wenn Sie Ihre Hilfe anbieten, ist Kommunikation das Um und das Auf
  • Sprechen Sie einen blinden Menschen direkt an und nicht seinen Begleiter. Falls sie ihn kennen, fügen sie seinen Namen an, so dass er weiß, dass er gemeint ist. Nennen sie bei einer Begegnung auch ihren eigenen Namen, so dass er nicht raten muss, mit wem er es eigentlich zu tun hat, falls er ihre Stimme nicht erkennt.
  • Bieten sie einem sehgeschädigten Menschen, bei Begegnungen im Straßenverkehr oder in anderen Situationen, ihre Hilfe an, überlassen Sie es aber dem Betroffenen, ob er diese in Anspruch nehmen möchte. Lassen sie sich von ihm erklären, wie sie ihm helfen können und in welchen Situationen er Hilfe benötigt.
  • Behindern sie sehgeschädigte Menschen nicht, indem sie ihnen Hindernisse in den Weg stellen (auf dem Gehsteig abgestellte Autos oder Fahrräder, hereinhängende Sträucher usw.)
  • Blinde oder sehbehinderte Menschen sind oft darauf angewiesen, dass sehende Personen ihnen verbal vermitteln, was sie nicht wahrnehmen können. Die Beschreibungen und Erklärungen sollen genau sein und alle notwendigen Informationen wie Richtungs- angaben, Begründungen usw. enthalten, z.B. "links neben Ihnen in Fahrtrichtung ist ein freier Sitzplatz." oder "Vorsicht Maria, bleibe einen Moment stehen; ich räume die Kiste weg, die ich vor Dir am Boden kurz abgestellt habe."

In den Gehsteig hängende Sträucher stellen eine unangenehme Über- raschung, mitunter auch eine Verletzungsgefahr, dar
In den Gehsteig hängende Sträucher stellen eine unangenehme Über- raschung, mitunter auch eine Verletzungsgefahr, dar
Auf dem Gehsteig abgestellte Motor- oder Fahrräder sind ein Hindernis
Auf dem Gehsteig abgestellte Motor- oder Fahrräder sind ein Hindernis
Falsch parkende Autos behindern blinde und auch andere Fußgänger
Falsch parkende Autos behindern blinde und auch andere Fußgänger
  • Begleiten: der Sehgeschädigte hält sich am Arm des Begleiters, so ist es möglich Arm in Arm nebeneinander zu gehen, schieben Sie den Sehgeschädigten niemals vor sich her. Bei engen Passagen geht der Begleiter voraus und der Sehgeschädigte folgt ihm, indem er sich weiterhin am Arm hält. Verringern Sie bei Hindernissen oder Treppen die Geschwindigkeit. Erklären Sie mit klaren Begriffen „vorne“, „rechts“, „in zwei Metern“, sagen Sie nie „dort“ in dem sie mit der Hand die Richtung weisen. Um sich hinzusetzen oder in ein Auto zu steigen, legen Sie die Hand des Sehgeschädigten auf die Stuhllehne bzw. die offene Autotür, der Betroffene wird sich durch Fühlen orientieren.
Stuhllehne zeigen zum Hinsetzen
Stuhllehne zeigen zum Hinsetzen
den Sehbehinderten nicht vor sich herschieben
den Sehbehinderten nicht vor sich herschieben
den Sehgeschädigten einhängen lassen
den Sehgeschädigten einhängen lassen
  • Zu Hause: jeder Gegenstand sollte seinen Platz haben, informieren Sie den Sehgeschädigten wenn etwas verstellt wird, bzw. wohin ein Gegenstand gelegt wurde; halbgeöffnete Fenster, Zimmer- und Schranktüren stellen eine Gefahr dar, auch ein Stuhl wenn er nicht an den Tisch gestellt wird.
  • Mahlzeiten: die Anordnung der Speisen auf dem Teller kann „im Uhrzeigersinn“ beschrieben werden, das heißt anhand der Einteilung auf dem Ziffernblatt. Oftmals ist das Aufschneiden von Fleisch eine Hilfe. Das Glas sollte nicht zu voll eingeschenkt werden und immer auf dem selben Platz stehen. Es ist nützlich über zusätzliches Essen auf dem Tisch zu informieren, z.B. Brot und Getränke.
  • Vorlesen: lesen Sie bei Briefen zuerst den Absender oder falls nicht vorhanden den Betreff, so kann der Sehgeschädigte entscheiden ob er das Schriftstück in jenem Moment lesen will oder nicht. Es ist wichtig langsam und klar zu lesen, ohne persönliche Kommentare, die Aufgabe des Lesers ist nur das Vorlesen. Entscheiden Sie nicht für andere was wichtig ist oder nicht, bei Zeitungen oder Zeitschriften lesen Sie die Überschriften, der Sehgeschädigte wird sagen welche Artikel er hören möchte.
  • Begegnungen: sprechen Sie den Sehgeschädigten direkt an, nicht seine Begleitperson. Wenn Sie sich kennen, sprechen sie ihn direkt mit dem Namen an, sodass dieser erkennen kann wer gemeint ist. Bei zufälligen Begegnungen, ist es wichtig sich vorzustellen, damit der Betroffene, sich nicht anstrengen muss zu erraten mit wem er spricht, wenn er die Stimme nicht erkennt. Teilen Sie immer mit, wenn Sie sich entfernen.
alles hat seinen festen Platz
alles hat seinen festen Platz
keine Ratespiele, es ist wichtig sich vorzustellen
keine Ratespiele, es ist wichtig sich vorzustellen
sich niemals wortlos entfernen
sich niemals wortlos entfernen
Die Zeichnungen stammen aus der Broschüre „Non così ma così“ Autorin Elsa Gant.



Hinweise zur Förderung der Barrierefreiheit im urbanen Raum für sehgeschädigte Menschen


taktile Leitlinie
Nachstehend ist es möglich eine Mitteilung des Hauptsitzes des Italienischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes UICI ETS-APS herunterzuladen (in italienischer Sprache), welche einige nützliche Hinweise zur Förderung der Zugänglichkeit für blinde und sehbehinderte Menschen, unter Berücksichtigung der architektonischen und sensorischen Barrieren im urbanen, öffentlichen Raum beinhaltet.

Stadtverwaltungen, Techniker und Fachleute verschiedenster Projekte, werden eingeladen diese Mindestanforderungen zu berücksichtigen, die leicht in Projekte integriert werden können die in Planung sind, wie auch in solche die bereits in Umsetzung sind, auch im Hinblick auf den obligatorischen Charakter dieser Anforderungen, die von der aktuellen Gesetzgebung gefordert werden.

BUONE PRASSI PER UN PIANO ELIMINAZIONE BARRIERE ARCHITETTONICHE (P.E.B.A.):
Titelblatt Handbuch La città del presente

Darüber hinaus empfiehlt es sich, das Handbuch in italienischer Sprache „La città del presente - Linee guida per la progettazione delle città “anche” per cittadini e cittadine con disabilità visiva“ herausgegeben vom Italienischen Blinden- und Sehbehindertenverband Ets-Aps Rom auf der Internetseite des Hauptsitzes www.uici.it abzurufen oder nachstehend zu konsultieren. In diesem werden u. a. die Beseitigung architektonischer und sensorischer Barrieren zur Förderung der Autonomie und Mobilität blinder und sehbehinderter Menschen behandelt.

LA CITTA’ DEL PRESENTE - LINEE GUIDA PER LA PROGETTAZIONE DELLE CITTÀ "ANCHE" PER CITTADINI E CITTADINE CON DISABILITÀ VISIVA:



Sehbehinderung, eine noch unbekannte Welt



Man hat keine klare Vorstellung darüber, worum es sich handelt, über die Ursachen und über die Auswirkungen, die eine Sehbehinderung auf das Dasein derjenigen hat, die mit einer solchen leben.
Augen
Übersetzung eines Artikels von Katia Caravello aus der Verbandszeitschrift „Il Corriere dei Ciechi“ N. 3 von 2016.
Die Zahl der Sehbehinderten nimmt zu, aus zwei Gründen. Erstens, da zum Glück viele Pathologien, die in Vergangenheit zu einer Erblindung führten, heute behandelt werden können, was einen vollständigen Sehverlust verhindert. Zweitens weil viele Pathologien im Alter auftreten und die Senioren in Italien zunehmen.
Will man durch eine Verbesserung der Qualität der therapeutischen und rehabilitativen Eingriffe wirklich die Lebensqualität der Sehbehinderten und somit ihr psychophysisches Wohlbefinden verbessern, ist es notwendig, das Verständnis für das Problem zu stärken. Es braucht Information und Aufklärung über die möglichen Ursachen und über die Auswirkungen - praktischer, sozialer und psychologischer Art - die eine Sehbehinderung auf diejenigen hat, die mit einer solchen leben müssen.
Das Phänomen Sehbehinderung durch und durch zu verstehen ist sehr schwierig: es handelt sich nämlich um einen heterogenen und subjektiven Zustand, der schwer zu simulieren ist, da er die Auswirkung verschiedener Variablen ist.
Was bewirkt eine Sehschädigung für die Betroffenen im täglichen Leben?
Sehbehinderte Menschen müssen täglich ein Dasein im Grenzbereich bewältigen: sie sind weder blind noch sehend, und vor allem müssen sie sich dauernd rechtfertigen, warum sie Dinge, die augenscheinlich für sie machbar erscheinen, nicht bewältigen können (wie z.B. das Lesen der Tafeln mit den Abfahrtszeiten der Züge, oder die Nummer des ankommenden Busses).
Sie stoßen viel zu häufig auf die Ungläubigkeit und das Misstrauen derjenigen, die sie um Hilfe bitten. Aufgrund der geringen Kenntnis des Problems müssen sich Sehbehinderte häufig gegenüber unrechtmäßiger Anschuldigungen rechtfertigen und verteidigen, weil sie gewisse Dinge zu einer bestimmten Tageszeit machen können und zu einer anderen nicht: es gibt Menschen, die in den Abendstunden praktisch blind werden, da sie nicht mehr auf den Sehrest zählen können, der ihnen in den Tagesstunden von großer Hilfe ist. Andere können Dinge nur unter bestimmten meteorologischen Bedingungen tun: Die Sonne zum Beispiel kann oftmals ein Problem darstellen anstatt einer Hilfe... hier weiterlesen